Sprachförderung

Das freie Erzählen ist eine Möglichkeit, Kinder in die Welt der Sprache zu führen und Freude an Literatur und Sprache zu wecken. Inhalte, die sich beim Lesen nur schwer eröffnen, vermittelt das lebendige Erzählen spielerisch und interaktiv. Märchen bieten Training und Nahrung für unsere Phantasie. Sie bedienen sich einer kultivierten und gleichwohl jedermann verständlichen Sprache. So sind besonders Grimms Märchen durch ihre hohe Sprachqualität der sprachlichen Entwicklung förderlich. Märchen aus aller Welt  wecken Interesse an anderen Kulturen und fördern Toleranz und Kreativität. 

 Ich biete verschiedene Projekte zur Sprachförderung an Schulen und Kindertagesstätten an:

  • Die Erzählwerkstatt, Buchentwicklung „Wortbasteleien"“ und Hörspiel-Projekte
  • Vorträge und Fortbildungen für Lehrer und Erzieher

 



Projekte


Wortbasteleien – Geschichten von Kindern für Kinder

Seit Januar 2013 gibt es unser erstes Buch!
Die Vorschulkinder der integrativen Kindertagesstätte der katholischen 
Kirchengemeinde  Mariae Himmelfahrt Melsungen finden und erfinden seit April 2012 Geschichten in der Geschichtenwerkstatt von »Natürlich Märchen« mit der Erzählkünstlerin Kirsten Stein. »Wortbasteleien – Geschichten von Kindern für Kinder« sind von den Kindern erfundene und gefundene Geschichten aus der Geschichtenwerkstatt. Die Geschichten wurden erzählt, aufgeschrieben, von den Kindern illustriert und anschließend zum Buch gebunden. Dabei handelt es sich um erfundene Geschichten und Alltagsgeschichten aus dem Erleben der Kinder. 2012 haben die Kinder insgesamt zwanzig Geschichten kreativ erarbeitet.
Diese Geschichtenwerkstatt ist ein Gemeinschaftsprojekt der integrativen Kindertagesstätte der katholischen Kirchengemeinde Mariae Himmelfahrt Melsungen unter der Leitung von Edeltraud Paulussen und »Natürlich Märchen« Erzählkunst von Kirsten Stein.

Unser Buch "Der Zauberring" ist seit Januar 2013 direkt zu beziehen bei:
Edeltraud Paulussen - Franz-Gleim-Straße 18-20  34212 Melsungen - Telefon: 05661 4848

 

Märchenerzählerin Kirsten Stein
Ein Buchentwicklungsprojekt für Kindergartenkinder mit der Märchenerzählerin Kirsten Stein

 

 

Hintergrund zu den Wortbasteleien – Wie Wörter zu Geschichten werden

 

Sprachverständnis und ein gutes Ausdrucksvermögen sind entscheidende Zugänge zu Bildung und gesellschaftlicher Teilhabe. Eine Grundvoraussetzung für erfolgreiche Schulfähigkeit liegt im Bereich der Sprache. Die Kinder sollen sich sprachlich am Unterricht beteiligen, indem sie sich mitteilen, aber auch zuhören und Sprache verstehen können. Die Sprech- und Erzählfreude der Kinder sollte deshalb angeregt werden, wie auch ihre Phantasie. Das Geschichten-Erfinden und freie Erzählen ist eine gute Möglichkeit, Kinder spielerisch in die Welt der Sprache zu führen und deren Freude daran zu wecken.Die Kinder lernen, sich gegenseitig zuzuhören, den anderen ausreden zu lassen, sich zu beraten und gemeinsam etwas zu erschaffen.Dabei werden ihre Phantasie und Kreativität trainiert sowie ihre sozialen Kompetenzen geübt und erweitert.

 

Durch die gegenseitige Unterstützung und kleine Hilfestellungen erleben sie, dass aus einzelnen Worten Geschichten werden können. Das ist ein Erfolgserlebnis, das sich unterstützend auf das Interesse der Kinder an Sprache und Literatur auswirkt.

Zudem ermöglicht die Auseinandersetzung mit den märchenhaften Inhalten der Geschichten (Wunder und Wirklichkeit) ein Philosophieren mit den Kindern.

 

Die Erzählwerkstatt ist ein Mittel zur Sprachförderung in pädagogischen Einrichtungen und kann auch als Erweiterung für die Portfolioarbeit sowie für Bildungs- und Lerngeschichten genutzt werden.

 

Die Grundidee dieses Projektes ist auf alle Alters- und Interessengruppen übertragbar.

 

 


Storytelling – Erzählwerkstatt

 

Geschichten finden, erfinden, erzählen und zum Leben erwecken.

Geschichten gibt es viele, jede/r kennt welche und jede/r von uns hat eine zu erzählen. In der Erzählwerkstatt machen wir uns auf die Suche nach guten Geschichten. Dabei werden bestehende Märchen und Geschichten zum Leben erweckt, erlebte Geschichten erzählt und welche erfunden. Mit Spielen und kreativen Elementen wird an den Geschichten, an Mimik und Gestik gearbeitet  Die Erzählwerkstatt gibt Raum zum Erzählen, Zuhören und um sich und die verschieden Arten des Erzählens aus zu probieren.

 


Berichte und Geschichten aus der Praxis

Wortbasteleien mit der Märchenerzählerin Kirsten Stein
Sprachförderung im Hort mit Märchenerzählerin Kirsten Stein

 

 

Geschichtenwerkstatt im Hort Bettenhausen / Kassel

 

2013 ist viel los in Kassel. Nicht nur der Hessentag, sondern auch der 1100. Stadtgeburtstag.

Als wir, der Hort Bettenhausen, die Erzählkünstlerin Kirsten Stein mit ihrem Buchentwicklungsprojekt „Wortbasteleien“, Geschichten von Kindern für Kinder, kennenlernten, dachten wir uns, dies sei unsere Gelegenheit für 2013, auch etwas Besonderes zum Stadtjubiläum beizutragen. So entstand unsere eigene Wortbasteleien-Erzählwerkstatt im Hort Bettenhausen mit dem Ziel, ein eigenes Buch zu erstellen.

Interessierte Hortkinder trafen sich zwei Mal die Woche über einen Zeitraum von fünf Wochen mit Frau Stein. Schnell waren wir in die Welt der Märchen vertieft und fingen an, unsere eigenen Märchen zu erfinden. Hier lernten wir auch, dass Märchen nicht irgendwie erzählt werden, sondern eine Struktur haben. Anfangs ging alles durcheinander, jeder wollte reden und seine Ideen einbringen. Damit sich unsere Ideen nicht überschlugen, führte Frau Stein einen märchenhaften Erzählstein ein und dann durfte immer derjenige seine Phantasien erzählen, der den Erzählstein in der Hand hatte. Die Kinder waren begeistert und achteten sehr darauf, dass auch von den Erwachsenen diese Regel eingehalten wurde. Ab sofort durfte Frau Stein auch nur noch Geschichten erzählen, wenn sie den Erzählstein hatte ...

Und wie es so bei echten Künstlern und kreativen Projekten ist, mal sprudelten die Ideen und mal lief es zäh wie Kaugummi und war echte Arbeit. Am Ende sind zwei sehr schöne Geschichten entstanden – wie war wohl Bettenhausen vor ca. 1000 Jahren und was ist dort geschehen? Das gibt es schon sehr bald zu lesen. Doch zuvor müssen unsere Geschichten noch von den Kindern illustriert werden. Dafür werden wir mit der Losseschule zusammenarbeiten.

Dieses Projekt hat, wenn es auch nur kurz dauerte, alle Beteiligten ein Stück näher zueinander gebracht, die Phantasie angeregt, zur Vernetzung im Stadtteil beigetragen und gezeigt, dass Sprache mehr sein kann ...

Und obwohl anfangs jedes der Kinder eine eigene Geschichte und ein eigenes Buch wollte, ließen sie sich auf das gemeinsame Projekt ein und gewannen sichtbar an sozialer Kompetenz durch ein aktives Miteinander, etwas kreativ zu erschaffen.

 

König Salzmann

 

Es war einmal ein König, der hieß Salzmann. Sein Schloss stand mitten auf einem großen Salzberg. Der König war aber geizig mit dem Salz, und die Leute im Dorf waren aufgebracht, weil ihnen das Salz zum Würzen fehlte. Sie mussten immer beim König um Salz betteln, und wenn der König mal etwas gab, dann mussten sie es teuer bezahlen. Alles schmeckte langweilig: das Brot, die Suppe, das Fleisch, der Kartoffelkuchen, die Sauce – einfach alles. Der König war schlecht erzogen und hatte nie gelernt zu teilen. Darum hatte er auch keine Freunde und war einsam und traurig. Eines Tages wollte er auf Reisen gehen, um sich eine Braut zu suchen, weil er doch so einsam war. Als der König in einem Wald war, kam er an einen Fluss. Da sah und hörte er eine Frau, die um Hilfe rief.

Schnell hat er sich ausgezogen, ist in den Fluss gesprungen und hat sie an der Hand herausgezogen. Die beiden schauten sich tief in die Augen: Sie hatte wunderschöne bunte Augen. Da hat er sie schnell zur Frau genommen, und sie wollte das auch.

Die Frau war sehr schön, aber sie hatte das gleiche Problem wie der König - sie wollte nichts teilen. Sie hatte einen großen Bruder, mit dem hatte sie sich immer gestritten. Da hatte er die Nase voll davon und wollte sie aus dem Weg räumen. Als sie bemerkte, dass ihr Bruder sie aus dem Weg schaffen wollte, ist sie weggelaufen. Aber es war dunkel, und sie konnte nichts sehen. Da ist sie in den Fluss gefallen und konnte nicht mehr raus. In ihrer Not hielt sie sich an einem Baumstamm fest, bis es wieder hell wurde und der König kam. Als sich die beiden gerade küssen wollten, kam der mörderische Bruder aus dem Gebüsch gesprungen und wollte sie mit seinem Schwert erschlagen.

Da kam aus einem Baumloch eine Elfe geflogen und hat alle drei mit Elfenstaub bestäubt.

Und da flogen plötzlich alle drei in die Luft !

Die Elfe stellte ihnen Geteilt-Aufgaben, und so haben sie teilen gelernt:

Elfe: „Ich gebe Dir drei Äpfel, was machst Du damit?“

Prinzessin: „Ich teile sie mit meinen Freunden.“

Elfe: „Ich gebe Dir jetzt Salz, was machst Du damit?“

Der König liebte Salz, aber er sagte: „Wer mich darum bittet, dem werde ich es geben.“

Da fragte die Elfe noch den Bruder: „Wofür brauchst Du ein Schwert?“

„Das ist ein Butterschwert, damit schmiere ich mir mein Butterbrot.“

Nach 23 Minuten, als alle Fragen richtig beantwortet waren, standen sie wieder mit beiden Beinen auf der Erde. Da waren sie sehr froh, weil sie Höhenangst hatten. Die Elfe sagte: „Wenn ihr jetzt nicht lernt zu teilen und Frieden haltet, dann lass ich euch sofort wieder fliegen und dann für immer.“

Dann gingen sie zusammen in das Schloss von König Salzmann, und die Elfe flog als Aufpasserin mit. Als sie im Schloss angekommen waren, haben der König und die Prinzessin mit den schönen bunten Augen geheiratet. Es gab ein rauschendes Fest mit Musik und Tanz und Hochzeitskuchen und Keksen und Getränken. Sie feierten drei Tage und drei Nächte. Der Bruder schmierte mit seinem Butterschwert die Butterbrote und dazu gab es Salz. Dann haben sie das ganze Salz als Hochzeitsgeschenk an das Volk verteilt. Da war der Salzberg weg.

Das war vor 1000 Jahren, später wurde aus dem Schloss eine Fabrik. Der König und die Königin geistern noch heute darin herum und feiern Feste im Dachgeschoss. Der Bruder schmiert immer noch Butterbrote, und die Elfe sitzt im Eichwald auf den Bäumen und bewacht ihn, und manchmal fliegt sie in die Salzmannfabrik und isst Butterbrote.

 

Wer die Geschichte nicht glaubt, der sollte mal bei der Salzmannfabrik in der Erde graben, da findet sich bestimmt noch ein Körnchen Salz.

Geschichtenwerkstatt  der ev.  Kita Sonnenblume in Kassel / Bettenhausen

 

Das Zauberplanschbecken

 

Es war einmal ein Maulwurf, der guckte eines Tages aus dem hohen Gras heraus. Da sah er ein Pferd. „Guten Morgen“, sagte der Maulwurf, „ich heiße Maulwurf von Erdstadt, und wie heißt Du?“

Das Pferd antwortete: „Ich heiße Maruschka.“

„Willst Du mit mir den schwarzen Ritter suchen?“, fragte der Maulwurf. „Wer ist denn der schwarze Ritter, und warum willst du ihn suchen?“, fragte das Pferd.

„Der schwarze Ritter ist ganz schwarz angezogen, und er hat mein Zauberplanschbecken gestohlen.“

„Was ist denn ein Zauberplanschbecken?“

„Das ist eine gute Frage“, sagte der Maulwurf. „Bevor man da rein geht, sagt man einen Wunsch, und dann beruhigt man sich, und dann erscheint der Wunsch draußen, damit er nicht nass wird“. „Wenn der Wunsch nämlich so etwas wie eine Maschine ist und nass wird, geht es kaputt, oder man bekommt einen Stromschock, oder es explodiert.“

Da wurden Maulwurf von Erdstadt und Maruschka Freunde und machten sich auf den Weg. Sie gingen tagelang den Spuren vom schwarzen Ritter hinterher. Da sahen sie auf einmal ein Schloss.

Das Schloss vom schwarzen Ritter. Außen sah es schwarz aus, innen war es gelb.

Der schwarze Ritter versteckte sich im Turm und zielte mit Feuerpfeilen auf die beiden. Maulwurf von Erdstadt und Maruschka, das Pferd, versteckten sich im Gebüsch und suchten Schutz.

Da fanden sie eine Tür mit einem Geheimgang. Sie gingen den Geheimgang lang, und überall war Gold. Da kamen sie an eine andere Tür.

Und als sie die aufmachten, kam der schwarze Ritter.

Der schwarze Ritter wollte sie packen und in den Kerker bringen.

Da kam plötzlich Gott vom Himmel. Und Gott hat den schwarzen Ritter gepackt und ihn fest gehalten. „Hör sofort auf damit, sonst kommst Du in den Himmel und musst alles putzen und aufräumen.“

Der Ritter hörte aber nicht auf.

Da hat Gott ihm die Ritterrüstung abgenommen und ihm einen Putzkittel angezogen. Dann hat er ihm einen Waschlappen und Eimer gegeben, und er musste anfangen, den Himmel zu putzen.

Maulwurf von Erdstadt und das Pferd Maruschka haben im Schloss das Zauberplanschbecken gefunden. Da wünschten sie sich, dass ein bunter Regenbogen kommt und innen und außen alles ganz bunt macht.

Sie haben sich gewünscht, dass sie heiraten können, und dann hat das Pferd ein wunderschönes Pferdebaby und der Maulwurf ein wunderschönes Maulwurfbaby bekommen. Und sie lebten glücklich und vergnügt zusammen bis an ihr Lebensende.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.


Sprachförderung mit der Märchenerzählerin Kirsten Stein
Die HNA Melsungen berichtet über den Zauberring | Sprachförderung mit der Märchenerzählerin Kirsten Stein

Märchen erfinden mit der Märchenerzählerin Kirsten Stein
Erzählerin Kirsten Stein "Kinder wollen wahrgenommen werden"